9:00. Baritone and Piano.
II. Ein Winterabend
III. Frühling
About
First performance: 21st July 2015 at the 37º Festival Internacional de Música da Póvoa de Varzim, Portugal. André Baleiro, Baritone; João Paulo Santos, Piano.
I have frequently worked with singers and I love vocal music, so I have long wanted to compose some songs, or even a short song cycle myself. For me, the hardest task is often to find a suitable text – the actual process of composition afterwards seems much simpler in comparison. After reading through many poetry collections, the first poem that I found and wanted to set to music was Herbst by Rainer Maria Rilke. It is a simple yet profound and beautiful poem that talks about the falling of the leaves which are gently held up by an invisible hand – I interpret it as an image of our own lives. The idea of falling is represented in the music by a ever-present chord, often played or sung in a downwards motion, expressing that very idea. Only in the end of the song is the movement turned around and, as in the text, the music is holding us gently up.
After Herbst, there needed to be something to do with Winter, a logical choice for a song „cycle of seasons“ and after some searching, I came across Georg Trakl’s Ein Winterabend. His poetry is usually quite dark and almost depressing but in here I found something quite gentle and almost optimistic. It followed the poem by Rilke quite naturally and with its imagery of snow and bells, and I could already imagine the music just by reading it. Through various rhythmical and melodic ideas in the piano one might hear the snow hitting the window or even pick out the sounds of bells through the stormy winter night…
Finally, Spring has arrived with Else Lasker-Schüler’s Frühling. It talks about two lovers in a night in springtime, at first there is some reflection about their difficult past, but then, like in the other two poems, optimism prevails in the constant renewal of life that Spring brings along. The music is playful, the piano often echoing the melodies of the voice, culminating in exuberant arpeggios and a general feeling of comfort and delight. In order not to get mistaken for another very famous piece of music, I decided not to keep looking for a fourth poem about Summer…
Winner of the 8º Concurso Internacional de Composição da Póvoa de Varzim – Portugal
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Text
I. Herbst (Rainer Maria Rilke, 1875-1926)
Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
II. Ein Winterabend (Georg Trakl, 1887-1914)
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
III. Frühling (Else Lasker-Schüler, 1869-1945)
Wir wollen wie der Mondenschein
Die stille Frühlingsnacht durchwachen,
Wir wollen wie zwei Kinder sein.
Du hüllst mich in dein Leben ein
Und lehrst mich so wie du zu lachen.
Ich sehnte mich nach Mutterlieb
Und Vaterwort und Frühlingsspielen,
Den Fluch, der mich durchs Leben trieb,
Begann ich, da er bei mir blieb,
Wie einen treuen Feind zu lieben.
Nun blühn die Bäume seidenfein
Und Liebe duftet von den Zweigen.
Du mußt mir Mutter und Vater sein
Und Frühlingsspiel und Schätzelein
Und ganz mein eigen.
Deutsch
INFO
Uraufführung: 21. Juli 2015, André Baleiro (Bariton), João Paulo Santos (Piano) – Festival Povoa de Varzim, Portugal.
Ich habe oft mit Sängern gearbeitet und liebe Vokalmusik, deshalb wollte ich schon lange einige Lieder oder sogar einen kurzen Liederzyklus selbst komponieren. Für mich ist die schwierigste Aufgabe oft die Suche nach einem geeigneten Text – der eigentliche Prozess der Komposition erscheint danach viel einfacher im Vergleich. Nach dem Durchlesen vieler Gedichtbände war das erste Gedicht, das ich fand und vertonen wollte, Herbst von Rainer Maria Rilke. Es ist ein einfaches, aber tiefgründiges und schönes Gedicht, das über das Fallen der Blätter spricht, die sanft von einer unsichtbaren Hand gehalten werden – ich interpretiere es als ein Bild unseres eigenen Lebens. Die Idee des Fallens wird in der Musik durch einen allgegenwärtigen Akkord repräsentiert, der oft in einer Abwärtsbewegung gespielt oder gesungen wird und genau diese Idee ausdrückt. Erst am Ende des Liedes dreht sich der Satz um und, wie im Text, hält uns die Musik sanft hoch.
Nach dem Herbst musste es etwas mit Winter zu tun haben, eine logische Wahl für einen Lied “Zyklus der Jahreszeiten” und nach einiger Suche stieß ich auf Georg Trakls Ein Winterabend. Seine Poesie ist normalerweise ziemlich dunkel und fast deprimierend, aber hier fand ich etwas ganz Sanftes und fast Optimistisches. Es folgte dem Gedicht von Rilke ganz natürlich und mit seinen Bildern von Schnee und Glocken, und ich konnte mir die Musik schon beim Lesen vorstellen. Durch verschiedene rhythmische und melodische Ideen im Klavier kann man den Schnee am Fenster hören oder sogar die Glockengeräusche in der stürmischen Winternacht ausmachen…
Endlich ist der Frühling mit Else Lasker-Schülers Frühling da. Es geht um zwei Liebende in einer Nacht im Frühjahr, zunächst wird über ihre schwierige Vergangenheit nachgedacht, aber dann herrscht, wie in den anderen beiden Gedichten, Optimismus in der ständigen Erneuerung des Lebens, das der Frühling mit sich bringt. Die Musik ist verspielt, das Klavier spiegelt oft die Melodien der Stimme wider, die in üppigen Arpeggios und einem allgemeinen Gefühl von Komfort und Freude gipfeln. Um nicht mit einem anderen sehr berühmten Musikstück verwechselt zu werden, beschloss ich, nicht weiter nach einem vierten Gedicht über den Sommer zu suchen…
Performances
• 21st July 2015 at the 37º Festival Internacional de Música da Póvoa de Varzim, Portugal.
