Drei Stücke

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I. Rondel
II. Sonniger Nachmittag

III. Im Park

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First performance: 13th April 2012, Brig, Switzerland, Andreas Felber and the Schweizer Jugendchor.

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Text

I. Rondel
Verflossen ist das Gold der Tage,
Des Abends braun und blaue Farben:
Des Hirten sanfte Flöten starben
Des Abends blau und braune Farben
Verflossen ist das Gold der Tage.

II. Sonniger Nachmittag
Ein Ast wiegt mich im tiefen Blau.
Im tollen, herbstlichen Blattgewirr
Flimmern Falter, berauscht und irr.
Axtschläge hallen in der Au.

In roten Beeren verbeisst sich mein Mund
Und Licht und Schatten schwanken im Laub.
Stundenlang fällt goldener Staub
Knisternd in den braunen Grund.

Die Drossel lacht aus den Büschen her
Und toll und laut schlägt über mir
Zusammen das herbstliche Blattgewirr –
Früchte lösen sich leuchtend und schwer.

III. Im Park
Wieder wandelnd im alten Park,
O! Stille gelb und roter Blumen.
Ihr auch trauert, ihr sanften Götter,
Und das herbstliche Gold der Ulme.
Reglos ragt am bläulichen Weiher
Das Rohr, verstummt am Abend die Drossel.
O! dann neige auch du die Stirne
Vor der Ahnen verfallenem Marmor.

Georg Trakl (1887 – 1914)

Deutsch

INFO

Uraufführung: 13. April 2012, Brig, Schweiz. Andreas Felber mit dem Schweizer Jugendchor.

I. Rondel
“Georg Trakls Meisterschaft, in ganz wenigen Worten eine tiefe, bewegende Stimmung zu erzeugen, spürt man in den fünf symmetrischen Zeilen des Gedichtes “Rondel”: Abschied vom “Gold der Töne”, dem Sinnbild für Lebensglück, aber auch ewige Wiederkehr, angedeutet durch die sich zyklisch schließende formale Anlage. Schürch vertont ganz dem Text entsprechend: kurz und stimmungsvoll. Er nutzt dazu eine nahezu zwölftönige Satztechnik, die zwar anspruchsvoll, aber immer kantabel ist. Die alterierten Akkorde erinnern an die Tonsprache, die Hindemith in seinen Madrigalen nutzt. Schürch dosiert die Dichte und Farbigkeit der Dissonanzen ganz subtil und findet damit zu seiner ganz eigenen, textgemäßen Klanglichkeit. Aus einem unisono erwächst über eine in engen Sekunden und Terzen geführte Zweistimmigkeit ein vierstimmiger Ganztoncluster über den Worten “braun und blaue Farben”. Nur kurz schwingen sich die Stimmen imitatorisch auf und erreichen ihre Spitzentöne als “des Hirten sanfte Flöten”-Töne, um sofort wieder zu ersterben in die dunkle Klanglichkeit des Anfangs. Obwohl vom Text her naheliegend benutzt Schürch keine sich spiegelnde Form, sondern verdeutlicht auskomponiert die Verschiedenheit im Ähnlichen von Anfangs- zu Schlußzeilen.”

II. Im Park
“Cyrill Schürch vertont das expressionistische Gedicht  von Trakl in der Weise eines zeitgenössischen Madrigals. Scharf setzt er die Kontraste der einzelnen Textzeilen voneinander ab: hier das liedhafte, fast scherzende Wandern des Anfangs in Unisono und Terzen, dagegen das Trauern der Götter in breiten, mit Sekunddissonanzen interferierenden Akkorden, dann bewegt im Kanon eine aufschwingende Melodie für das “herbstliche Gold der Ulme”, welcher starre, schillernd dissonierende Akkorde für den nächsten Textabschnitt gegenüber stehen. Am Ende klingt in einem verebbenden Quartenakkord Trakls Mahnung an die Vergänglichkeit im Ohr des Hörers nachdenklich weiter.”

III. Sonniger Nachmittag
“Fast könnte es eine Sommeridylle sein: fröhlich und übermütig, mit Sext- und Septimsprüngen des Soprans charakterisiert und mit Vogelgezwitscher in den Männerstimmen. Die prallen Früchte schmeckt man förmlich in behutsam dissonant angereicherten Akkorden, doch das nahende herbstliche Sterben ist im Text wie auch in der Musik unterschwellig erfahrbar: Melodien sind durch Ganztontonleitern gebrochen und die Harmonik bewegt sich zwischen modalen und alterierten Klängen. Das überaus eindrucksvolle Stück, das einige Anforderungen an die tonliche Vorstellungskraft von den Sängern fordert, ist eine dankbare Aufgabe für leistungsfähige Chöre.”

– Carus-Verlag

Performances

• Schweizer Jugendchor (Andreas Felber, conductor) – April/May/June 2012, on tour throughout Switzerland